Die Nutzung regenerativer Energien

Die Nutzung regenerativer Energien ist in aller Munde, und auch die Gemeinde Wenden möchte ökologische Technik ökonomisch sinnvoll einsetzen.

Viele Bürger von Wenden spazieren derzeit durch ihren Heimatort, um möglicherweise erste Vorboten der in neun Tagen beginnenden „Wendschen Kärmetze“ zu erspähen. Auf dem Parkplatz unterhalb des Rathauses stießen sie in den vergangenen Tagen bereits auf reges Treiben, doch fuhren keine „Kärmetze“- Wagen vor und die dort tätigen Herren waren auch keine Karussell-„Bremser“. Dort arbeiteten Mitarbeiter der Firma Erdwärme-und Bohrtechnik Saar GmbH aus Neunkirchen/Saar und trieben elf jeweils 99 Meter tiefe Löcher in den Boden. „Sommerlöcher“ quasi, deren Bestimmung vor allem im Winter künftig von großem Nutzen sein wird.

Die Gemeinde Wenden möchte nämlich Erdwärme zum Heizen des Rathauses nutzen. Die regenerative Energie aus dem Boden wird zwar nicht reichen, das gesamte Verwaltungsgebäude zu jeder Jahreszeit ausreichend zu erwärmen, aber mindestens 50 Prozent der Heizleistung soll künftig aus der Erde gewonnen werden. Damit ist die Gemeinde Wenden die erste der sieben Kommunen im Kreis Olpe, die mit ökologischer Technik die Amtsstuben heizt. Und dies durchaus mit ökonomischen Argumenten auf ihrer Seite. Die bestehende Heizkesselanlage im Rathaus wurde 1989 in Betrieb genommen und besitzt einen Brenner mit 445 KW Leistung. Die aus zwei Kesselanlagen, die je nach Bedarf getrennt oder gemeinsam angesteuert werden können, bedarf nunmehr einer Sanierung. Dieser Umstand veranlasste Verwaltung wie Politik, über den Einsatz anderer Energiequellen nachzudenken.

Das Planungsbüro für technische Gebäudeausrüstung von Hubert Greiten aus Wenden wurde mit der Untersuchung verschiedener Heizmöglichkeiten beauftragt. In der Sitzung des Gemeinderates am 25. März dieses Jahres stellte er die verschiedenen Varianten vor und schlug die Nutzung einer Sole/Wasser-Wärmepumpe vor. Eine Holzpellets-Heizanlage empfahl Greiten beispielsweise nicht, weil sie unter anderem den Bau eines Lagerbunkers und eines weiteren Kamins erfordere. Die höheren Investitionskosten für eine Sole/ Wasser-Wärmepumpe machten ökologische sowie langfristig ökonomische Argumente wieder wett. Letztlich entschied sich der Gemeinderat für die Nutzung der Erdwärme. Zunächst wurde eine Erdbohrung vorgenommen, um den Energiefluss zu messen – die Fachwelt spricht von einem Thermal-Responder-Test gemäß VDI 4640 – und zu erkennen, wie ergiebig das Sondenfeld ist. Geologen ermittelten anhand der gewonnenen Daten, wie sich das Feld über lange Zeit verhält, und empfahlen, statt der vorgesehenen zehn Sonden, derer elf in die Erde zu treiben. Entnimmt man der Erde in dieser Tiefe nämlich zu viel Wärmeenergie, wie Hubert Greiten im Gespräch mit der SZ erklärte, dann „produzieren wir dort gefrorenes Erdreich“. Und das soll vermieden werden.

Um also aus rund 100 Meter Tiefe genügend Energie zu gewinnen, ohne den „Nachschub“ an Wärme zu gefährden, wurden nun auf einem größeren Feld die elf Löcher gebohrt. Die elf Sonden können den Berechnungen zufolge der Erde nun so viel Energie entziehen, um mindestens 50 Prozent des Heizenergiebedarfs im Wendener Rathaus zu liefern. Somit kann das gesamte Jahr über die Grundlast an Heizenergie gefahren werden. Bei besonders kalter Witterung reicht diese Leistung nicht aus, dann wird zusätzlich der Kessel konventionell mit Erdgas befeuert, um die zusätzliche Wärme zu liefern. Die elf Sonden werden nun an einen Außenverteiler angeschlossen, von wo aus eine Hauptleitung zur Wärmepumpe führt. Nach Angaben Greitens wird die gesamte Anlage voraussichtlich im September in Betrieb genommen. Während der Kirmes müssen die Arbeiten im Außenbereich natürlich ruhen.

Ursprünglich waren Investitionskosten von rund 208 000 Euro veranschlagt worden, die Ausschreibung verlief aber aus Sicht der Gemeinde weitaus günstiger. Die gesamte Anlage kostet nunmehr rund 175 000 Euro. Das Sanitärunternehmen Clemens aus Gerlingen bekam den Zuschlag.

Dieser günstigere Kostenrahmen, rechnete Hubert Greiten abschließend vor, führe zu einer schnellen Amortisierung der Anlagekosten, nämlich in weniger als zehn Jahren.

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